@ alle: Forumsmitglied des Monats wäre wohl etwas zu viel des Guten Aber danke trotzdem für die Idee!!
Es freut mich wenn ihr aus der doch sehr umfangreichen Dokumentation den einen oder anderen Tipp verwenden könnt, solltet ihr mal vor einem ähnlichen Problem stehen. Mir hat das Forum bisher schon sehr viel geholfen, drum gebe ich da auch gerne etwas zurück.
WolfgangN-63, der letzte Ölwechsel war vor knapp 25tkm in 02.2021 und sollte im Dezember (seitdem steht das Auto ja bei mir) gemacht werden. Die Verbrauchsanzeige hat da noch lange nichts gemeldet. Vom Fahrprofil fährt mein Sohn täglich 2x 50km, also kein Kurzstreckenauto und hatte vollsynthetisches Öl drin. Denke von daher war alles im grünen Bereich.
...jetzt noch der finale Abschlussbericht zum Motorstatus.
Ich habe den Motor inzwischen fast komplett zerlegt und kann nun sagen was Sache ist.
Wie Mikey schon geschrieben hat, hat der Motor noch ein paar mehr Probleme als nur die Nockenwellen. Wenn ich die Kurbelwelle gedreht habe kamen Kolben 3 und 4 nicht so weit hoch wie Kolben 1 und 2, die sind ca. 2mm unter der Oberkante Motorblock geblieben, hatten aber keinerlei Spiel.
Hatte ihn angeschrieben, weil ich plötzlich selber unsicher war, ob das so sein könnte. Wobei wenn man etwas drüber nachdenkt, darf es natürlich nicht sein, weil sonst wäre die Verdichtung an den Zylindern ja unterschiedlich....
Seine Rückmeldung war allerdings eindeutig, sprich ich soll mich schon mal nach nem neuen Motor umsehen
Das habe ich inzwischen auch getan. Da muss man halt mal gute 2000€ hinlegen um dann einen (zumindest von den Eckdaten) halbwegs brauchbaren Rumpfmotor (ohne Anbauteile) von einem Verwerter zu finden. Motorinstandsetzer, der einen geprüften überarbeiteten LWQ vorrätig hat, habe ich bisher noch keinen gefunden. Der LWQ mit EU6 scheint noch nicht so häufig den Weg zum Instandsetzer gefunden zu haben.
Deshalb und weil ich natürlich auch genau wissen wollte was tatsächlich defekt ist und ggf. dazu geführt hat, dass 2 Kolben einen anderen Hub haben als die beiden restlichen Kolben, habe ich weitergemacht. Man denkt ja immer auch dass man vielleicht doch noch billiger wegkommt
Und klar war auch noch etwas Hoffnung da, dass vielleicht nur die Kolben 3 und 4 und deren Pleuel beschädigt sind (z.B. Pleuelauge am Kolben ausgeschlagen) und mit Tausch derselben und einem "neuen" Zylinderkopf ich den Motor retten kann.
Das ist wie mit der Renovierung eines alten Hauses, man will es wieder aufpäppeln und dabei natürlich möglichst viel von der alten Substanz wiederverwenden. Dazu kommt noch der Ehrgeiz, weil man ja schon so weit gekommen ist und irgendwie auch nicht glauben möchte, dass es Dinge gibt die man vielleicht nicht mehr (sinnvoll) reparieren kann.
Habe wieder wertvolle Hinweise zur Demontage von Mikey bekommen um mich also an die finale Demontage gemacht.
Erstmal die Ölwanne abgebaut. Also alle Schrauben von unten rausdrehen und dann einfach nach unten abziehen...Dass das Zeugs aber auch immer so fest sitzen muss!? An der getriebeseitigen linken Ecke ist aber eine Nase / Kante, da kann man z.B. den Vierkant einer 1/2Zoll Verlängerung reinstecken und das Abhebeln der Ölwanne vom Block unterstützen. Mit einem Cuttermesser dann noch die Dichtmasse aufgeschnitten, dann liess sich die Wanne lösen.
Beim Blick in die Wanne wurde mir allerdings schnell klar, das es doch was Größeres ist bzw. kurz und knapp: Da ist nicht mehr viel zu retten!
Der Ölsumpf war gespickt mit größeren Metallspänen und wenn man umgerührt hat, konnte man schöne Muster mit feinsten Aluspänen malen, wie beim Capuccino mit Kakao in der Milch...
Habe dann die Ölpumpe demontiert . Dazu erst das Kettenrad lösen (SW18) und den Kettenspanner per Hand zurückdrücken, dann kann man die Kette abnehmen, danach die 4 Schrauben SW 13 unten zum Block öffnen dann kann man die Pumpe abziehen. Ich habe den Block dazu auf die Seite gelegt, dann kommt man da ganz gut hin.
In der Ölpumpe hatten sich oben auch schon ein paar Späne und Metallschmiere abgelagert. Danach habe ich noch alle Pleuelschrauben an der KW geöffnet, aber nur noch die Kolben 3 und 4 nach oben aus den Zylindern rausgedrückt.
Alle Pleuellager haben gefressen, die Kurbelwelle ist somit hinüber, die Kolben selbst und die Pleuellager oben sind zwar spielfrei aber durch die Kräfte die da gewirkt haben, bestimmt auch vorgeschädigt oder verzogen.
An der Kurbelwelle sind die Pleuellagerschalen komplett zerstört und/oder stark eingelaufen. Die mussten also sehr heiß geworden sein. Am Kolben 4 fehlte die obere Lagerschale komplett an Kolben 3 waren noch Reste drin. Die Bilder sprechen für sich!
Von den Gleitschienen fehlen auch noch ein paar kleinere Stücke, keine Ahnung wo die sind, vielleicht in der Ölpumpe ?
Das heisst den Motor werde ich nicht mehr retten, da ist die Kurbelwelle und alle Pleuel hinüber und der ganze Block späneverseucht, der taugt nur noch als Briefbeschwerer....
Was jetzt exakt der Auslöser war wird schwierig sein festzustellen. Fakt ist, es muss deutlich Ölmangel gegeben haben, sonst hätten die Pleuellager an der Kurbelwelle nicht so gefressen und das scheint ja auch schon ne Weile so gewesen zu sein, so wie die aussehen. Die Nockenwellen sind in Folge durch feine Späne eingelaufen.
Da die Gleitschienen ja komplett hinüber waren, könnte sein, dass zuerst diese defekt waren; dann sind möglicherweise Bruchstücke vor die Ölpumpe gefallen und haben dafür gesorgt, dass nicht genug Ölruck und Öl da war.
So sind die Pleuellager heissgelaufen und haben sich sukzessive verabschiedet. Der Turbo hat sicher auch wegen Ölproblemen gelitten (zu wenig Öl und/oder Späne), hatte ja beim Ausbau sehr viel Spiel. Sicher auch ein Folgefehler vom P0299.
Die Kette ist aber erst am Ende übergesprungen, mit dem Finale, dass es mal kräftig gerumpelt hat und mehrere Ventile in die Kolben eingeschlagen haben. Danach lief der Motor nicht mehr und seitdem steht der Astra bei mir in der Garage.
Es kam also ziemlich viel Unglück an diesem Motor zusammen.
So jetzt muss also wie von Mikey schon richtig bewertet, ein "neuer" gebrauchter Rumpfmotor her, an den dann die brauchbaren Teile wieder angebaut werden. Den Turbo hatten wir ja neu gemacht, der wird als einziges was mit Öl in Verbindung gekommen ist, wiederverwendet. Den muss man aber auch nochmals zur Sicherheit spülen.
Die restlichen Anbauteile sind unkritisch, da sie nicht mit Öl in Verbindung gekommen sind. Der Wasserkreislauf war dicht.
Der Ersatzmotor kriegt auf jeden Fall ne neue Kette, Gleitschienen und Spanner und alle Flüssigkeiten neu und dann hoffe ich dass der nicht gleich wieder verreckt.
Der Motor und seine Kettenkonstruktion ist ja jetzt nicht gerade ein Musterbeispiel für Langlebigkeit. Entsprechend sollte man umso mehr auf jegliche Abnomalien achten (wie Rasseln, Ölanzeige etc.) und wie schon weiter oben geschrieben die Gleitschienen regelmäßig prüfen (ich denke alle 80-100tkm macht Sinn, ähnlich wie ein Zahriemenintervall) auch wenn noch keine Geräusche da sind. Das geht auch ohne Getriebeausbau, nur der AGR-Kühler und der obere Deckel muss dann runter.
Ich bin inzwischen überzeugt, dass nur die Gleitschienen und der Kettenspanner das Hauptproblem sind, die Kette selbst dürfte ausreichend dimensioniert sein, meine war nahezu nicht gelängt (das kann man auch ganz einfach ohne Kettenlehre feststellen, wenn man sie am Ritzel etwas anhebt. Wenn sie sich da soweit abheben lässt dass man zwischen Kette und Ritzel durchschauen kann, ist sie reif zum Tausch). Wenn die Kette ok ist, brauchen auch die Zahnräder nicht getauscht werden.
Selbst wenn bei der Prüfung alle Gleitschienen noch optisch ok sind würde ich sie sicherheitshalber tauschen, dann hat man wieder ne Weile Ruhe. Wenn bei der Prüfung schon Kunstoffgleitmaterial der Schienen fehlt, dann muss der Motor raus und das Getriebe runter um die Teile zu finden....
Tja das hatten wir uns alles ein bisserl anders vorgestellt. Aber C'est la Vie.
Nichts desto Trotz habe ich jetzt mal nicht nur einen Motor ausgebaut, sondern auch noch nahezu komplett in seine Einzelteile zerlegt (habe ich vorher so auch noch nicht gemacht) und dank der Super Unterstützung von Mikey dabei auch noch ziemlich viel gelernt. Man muss also das Ganze positiv sehen, ich hatte auch etwas Spass und mit dem Motorausbau nach oben, ohne den angeschweissten Schlossträger zu demontieren, auch schon ein ziemliches Erfolgserlebnis.
Ich werde auf jeden Fall wieder posten, wenn der Ersatzmotor beschafft ist.
Gruss
Wolfgang