Welcher Opel Astra passt zu mir?
Kombi oder Schrägheck? Jetzt schon kaufen oder noch warten?
Wir haben den Opel Astra unter die Lupe genommen und geben drei Empfehlungen.
Der Opel Astra startet mit einem klug reduzierten Programm: Was die meisten wollen, ist sofort verfügbar. Neun Motoren, fünf Ausstattungen und zwölf Lackfarben reichen allemal aus, um die frühen Käufer durcheinanderzubringen. Ganz zu schweigen vom Sports Tourer, der ab Frühjahr 2016 das Programm ebenso erweitert wie stärkere Benziner und Dieselmotoren. Der Kombi ist vor allem für Familien und Vielfahrer erste Wahl. Also: Welcher Astra passt zu welchem Kunden? Wir führen in fünf Schritten zum richtigen Opel.
Auf den Astra Sports Tourer müssen die Kunden noch warten
1. Größe – eine Frage von Raum und Zeit: Früher war die Sache klar, zwei von drei Astra-Kunden kauften den Kombi. Das könnte sich nun verschieben, zumal der Sports Tourer erst im Frühjahr 2016 in den Handel kommt. Der ist 33 Zentimeter länger als der Kompakte und erreicht echtes Mittelklasse-Format – ein Mercedes C-Klasse T-Modell hat die gleichen Abmessungen. Der Opel schöpft aus seinem langen Überhang 540 bis 1630 Liter Kofferraum bei umgelegten Lehnen, wo der Fünftürer nur das übliche Kompaktmaß bieten kann. Der Kombi kostet exakt 1000 Euro mehr, die Motorenpalette ist identisch. Stärkster Diesel ist der 160 PS starke Biturbo CDTI, der (zunächst) nur im Sports Tourer zu haben war. Mit den zwei Turboladern schafft der Kombi 220 Spitze, verbraucht laut Norm 4,1 Liter/100 km und kostet ab 27.910 Euro – ein Riese für Flotten wie für Familien. Der Fünftürer dagegen ist dank seiner kompakten Ausmaße parkfreundlicher, sparsamer und bei gleicher Motorleistung flotter – und vor allem schon jetzt verfügbar.
Serienausstattung des Opel Astra frei von Sensationen
2. Cockpit – der Wink mit der Antenne: Ein Blick aufs Dach reicht: Der Astra gibt außen ein Signal, wie er innen eingerichtet ist. Steht dort die kleine Antenne, dann steckt in der Mittelkonsole das einfachste Radio mit nur drei Displayzeilen. Immerhin besitzt dieses R 300 BT schon eine Bluetooth-Schnittstelle, um das Handy zu koppeln. Ein größerer Antennenfuß heißt, der Astra hat den Sieben-Zoll-Monitor des nächsthöheren Systems an Bord: Das R 4.0 IntelliLink (Serie ab der zweiten Ausstattung Edition) spiegelt über Carplay oder Android Auto Handyfunktionen wie Musik, SMS oder auch Navi-Info, die sich jedoch verzögert aufbauen. Mit IntelliLink kommt auch das von Opel stark beworbene OnStar ins Auto (Serie ab Dynamic). Dieser Service-Dienst bietet einen WLAN-Hotspot, ruft bei einem Unfall sofort Hilfe herbei und gibt jederzeit telefonische Auskunft zu Routen oder Zielen. Im ersten Jahr völlig kostenlos, danach fallen jährlich 99 Euro Gebühr an. Die große Antenne versorgt das große Navi 900 mit Acht-Zoll-Display, das im Paket "Business upgrade" zusammen mit Frontkamera, Verkehrsschilderkennung, Regensensor und Lichtpaket 1090 Euro kostet. Wer nicht per Handy oder TomTom navigieren will, findet mit diesem System eine günstige, einfache Alternative.
Die Serienausstattung ist ehrlich, aber frei von Sensationen: E-Fensterheber nur vorn, 15 Zoll große Stahlräder, kein Bordcomputer. Dafür passt die Sitzposition so gut wie allen Figuren, lange Schienen erlauben die Einstellung auch für Zweimetermenschen. Nach schräg hinten sieht man schlecht, weil die ansteigende Fensterkante im Blickfeld steht. Parkpiepser hinten, Lenkradtasten und 16-Zoll-Räder (noch immer Stahl) kommen erst ab Edition für 1750 Euro extra ins Spiel. Wer aus dem Fünftürer in den Kombi umsteigt, findet auf der Rückbank keinen zusätzlichen Platz für die Knie – beide Modelle haben aus Kostengründen denselben Radstand. Dafür schluckt der Laderaum des Sports Tourer einen großen Koffer mehr (540 zu 370 Liter). Der Ladeboden bei umgeklappten Lehnen steigt zwar leicht an, ist aber 30 Zentimeter länger.
Einliter-Dreizylinder erfüllt die meisten Antriebsansprüche
3. Antrieb – Magerkost kann satt machen: Nur 95 bis 150 PS im Angebot, das klingt nach Magerkost, erfüllt aber die meisten Wünsche. Weil der Astra so erfolgreich Diät hält, überraschen die kleinen Motoren mit schönem Temperament. Sogar der schwächste der drei Diesel mit 95 PS schiebt ordentlich an und schmeichelt sich mit Laufkultur ins Ohr – da werden Rechner dreimal überlegen, ob die 110 PS des gleichen 1,6-Liter-Motors wirklich 1100 Euro mehr wert sind. Von 2900 Euro Aufpreis für 136 PS ganz zu schweigen. Ähnlich sieht es bei den Benzinern aus. Nur 1,0 Liter Hubraum klingt nach einer halben Portion, doch im Alltag liefert der neue Dreizylinder satten Schub und die moderne Start-Stopp-Automatik, die der vierzylindrige 1.4er-Turbo erst für 200 Euro extra mitbringt. Macht 1600 Euro Aufpreis, inklusive einer aufwendigeren Hinterachse (ab 125 PS mit Watt-Gestänge), die auch höhere Leistungen komfortabel auf die Straße bringen soll. Derzeit ist bei 150 PS Schluss, ab Januar sollen ein 200-PS-Benziner und der 160 PS starke Diesel mit doppelter Turboaufladung folgen. Was kaum das Ende bedeuten dürfte, gerade hat Opel einen 330 PS starken Astra-Rennwagen vorgestellt – als Vorboten? Der Sports Tourer verliert durch sein höheres Gewicht ein paar Zehntel bei Fahrleistungen und schluckt je nach Fahrstil im Alltag bis zu einem halben Liter mehr – wichtiger erscheint das dünne Getriebeangebot: Eine Wandlerautomatik bietet Opel nur für zwei Triebwerke ab 136 PS und als Diesel ohne Start-Stopp-Automatik. Da bleiben wirklich Wünsche offen.
Bei den Sitzen sollten die Käufer keine Kompromisse machen
4. Pakete – Extras und Gehimtipps: Es gibt fünf Ausstattungsniveaus: Selection ist der magere Lockvogel, Dynamic (wählen laut Opel 25 Prozent der Käufer) der Sportler. Als kluger Kauf empfiehlt sich die zweite Stufe Edition (30 Prozent), während Innovation (25 Prozent) schon richtig luxuriös wirkt. Als Geheimtipp gilt Business (nur 16 Prozent), das Wichtiges wie Radio, Klimaanlage, Parkpilot hinten und Bordcomputer vereint und günstige Upgrade-Pakete schnürt. So sind etwa Navi-System, Frontkamera, Licht- und Sichtpaket für zusammen 1090 Euro zu bekommen. Ob ein Astra Business unbedingt den Fensterchrom braucht, soll persönlicher Geschmack entscheiden. Wichtiger ist AGR: Das Kürzel steht für die Arbeitsgemeinschaft Gesunder Rücken und bewirkt genau das – nämlich Wohlfühlen vom ersten Moment an. Der AGR-Fahrersitz kostet 390 Euro oder 690 Euro im Travelpaket für den Business.
Unbedingt: Neben den AGR-Sitzen raten wir zu 16-Zoll-Rädern. Da der Astra bei langsamer Fahrt auf schlechten Straßen ruppig anfedert, gleichen die höheren Seitenflanken diese Schwäche besser aus als die sportlicheren 17-Zoll-Räder. Der Parkpilot hinten muss sein, um beim rückwärts Einparken halbwegs den Überblick zu behalten. Und wer schon das Radio R 4.0 IntelliLink hört, sollte sich für 70 Euro extra noch digitalen Senderempfang gönnen.
Bloß nicht: Die Basis Selection mit 15-Zoll-Rädern ist zu mager – Hände weg! Das gilt auch für den veralteten 1,4-Liter-Sauger mit 100 PS, der weder Temperament noch Spartalent besitzt. Auch die Easytronic, ein automatisiertes Fünfganggetriebe für den Dreizylinder, konnte bislang nur bedingt überzeugen.
Der Basisbenziner in der Topausstattung kostet knapp 22.000 Euro
5. Tipps – zwei Sparer und ein Sportler: Solange der Sports Tourer nicht ausgeliefert wird, geben wir drei Empfehlungen für den Fünftürer: Der Normalfahrer wählt statt des Vierzylinder-Turbos den 1.0 EcoTec-Dreizylinder und steckt das gesparte Geld in die Topversion Innovation, die für 21.860 Euro sogar eine Frontkamera an Bord hat. Kluge Rechner nehmen den Business mit dem mittleren 110-PS-Diesel, ergänzen um die Upgrades Travel und Navi und zahlen 23.380 Euro. Für Sport-Fans muss es Dynamic sein: dunkle Zierleisten, LED-Rückleuchten und OnStar an Bord. Für 23.710 Euro hat der 1,4-Liter-Turbo genug Feuer. Wer in GTI-Höhe fliegen möchte, wartet auf den 200 PS starken 1,6-Liter-Turbo. Den kann man ab sofort bestellen, ab Januar 2016 fahren.
Das mögen wir: Die kurze Übersetzung macht den Astra sehr elastisch, sein flotter Zwischenspurt macht jedes Mal wieder Spaß. Der lässt sich mit der Sport-Taste im Dynamic noch steigern – damit sprechen Gas und Lenkung direkter an. Das Matrixlicht liefert exzellente Nachtsicht und blendet automatisch ab.
Das mögen wir nicht: Nur die Farbe Royal Blau kostet keinen Aufpreis – selbst für Weiß verlangt Opel 195 Euro extra. Die vorderen Sitzgurte lassen sich nicht in der Höhe verstellen, der Monitor des R 4.0 IntelliLink reagiert nur langsam auf Fingertippen. Die Türtafeln wirken ebenso dünn und lieblos gemacht wie die wackelige Armablage zwischen den Sitzen. Und für Veloursmatten verlangt Opel stolze 100 Euro – die handelt der clevere Käufer als ersten Rabatt beim Händler heraus.
Fazit:
Der Astra besticht nicht durch Luxus oder Leistung, sondern durch sein Preis-Wert-Verhältnis: Er ist fahraktiver als die Koreaner, ohne preislich abzuheben wie der Golf. Kein Vorreiter, sondern ein sympathischer Alltagsheld. Der tut Opel und seinen Kunden gut.